Deutsch 2

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Chères amies Lycéennes,

Ces temps sont propices à la lecture. Récemment j’ai feuilleté dans un livre superbe et lu l’histoire de la Gesellschaft der Musikfreunde, fondée en 1812. Elle aussi a vécu des moments difficiles avec des fermetures forcées et pertes de revenus. A l’époque la réaction des autorités était très différente.

Alors je me suis dit, ça serait peut-être intéressant de vous raconter un peu  l’histoire de cette prestigieuse société.

Avec mes meilleures pensées,

Barbara S

Alles schon mal dagewesen

1812 setzen 507 Musikfreunde und Musikfreundinnen in Wien ihre Unterschrift auf eine Absichtserklärung zur Gründung eines Dilettantenvereins, der 1814 seine Statuten formuliert und sich «Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates» nennt. Als Protektor wird Erzherzog Rudolph gewonnen, der Bruder des regierenden Kaisers Franz I., und grosser Förderer von Ludwig van Beethoven.

Hauptzweck des Vereins ist «die Emporbringung der Musik in allen ihren Zweigen», dazu gehören

  • Gründung eines Konservatoriums
  • Systematische Sammlung musikhistorischer Dokumente ( Archiv )
  • Veranstaltung eigener Konzerte

Der Verein hat zunächst noch kein eigenes Haus. Die Konzerte, mit einer kleineren Anzahl von Mitwirkenden, werden in verschiedenen Sälen gegeben, die grossen, sogenannten Gesellschaftskonzerte, in den Redoutensälen und der Winterreitschule der kaiserlichen Hofburg. Die Mitglieder von Orchester und Chor waren, wohlgemerkt, Dilettanten, also Liebhaber, aber auf hohem Niveau. Die dargebotenen Werke wurden jedoch immer anspruchsvoller und so lud man professionelle Musiker zum Mitspielen ein. Dies waren hauptsächlich Musiker des Orchesters der Wiener Hofoper, welche wiederum 1842 ihren eigenen Verein gründeten, den «Verein der Wiener Philharmoniker».

Die Gesellschaft der Musikfreunde belebt das Wiener Musikleben. Zum 25-jährigen Jubiläum 1837 findet ein grosses Musikfest statt. Mehr als 1000 Mitwirkende führen Haydns Oratorium «Die Schöpfung» auf.

1839 kommt Händels Oratorium «Paulus» zur Aufführung. Robert Schumann ist anwesend und bewertet die Gesellschaft mit Bestnoten: «Diese ist ein höchst ehrenwerter Verein, in dem sich in neuerer Zeit ein sehr frisches Leben entwickelt hat». Auch dem Wiener Publikum streut Schumann Rosen: « Als ich am Schluss das Publikum schätzte, war es so vollzählig da wie am Anfang, und man muss Wien kennen, um zu wissen, was das heisst: Wien und ein dreistündiges Oratorium haben bisher in schlechter Ehe gelebt, aber der Paulus brachte es zustande…»

1847 wird Mendelssohns «Elias» angesetzt, der Komponist selbst soll die künstlerische Leitung dieses Gesellschaftskonzerts in der Winterreitschule übernehmen. Doch Mendelssohn stirbt überraschend 10 Tage vor der Aufführung. Das Musikfest mutiert zum Trauerfest. Alle 1000 Mitwirkenden und ein Grossteil des Publikums erscheint in Trauerkleidung. Noch ahnt niemand, dass diese Kundgebung zugleich auch einen Schlusspunkt unter die musikalischen Aufführungen in der Winterreitschule setzen wird.

1848 – das Revolutionsjahr. Während neun Monaten sind ab 2. April alle öffentlichen Konzerte verboten, und ab Juni muss auch der Lehrbetrieb des Konservatoriums auf behördliche Anweisung eingestellt werden. Es brechen düstere Zeiten an: unterstützende Mitglieder springen ab, wohl aus Angst vor eventuellen Repressalien. Künstler erhalten keine Aufträge mehr. Die Einnahmen bleiben aus.

Man beschliesst, ein Ansuchen um finanzielle Unterstützung an das zuständige Ministerium zu stellen. Doch die Antwort fällt negativ aus, nicht ohne eine Prise Zynismus:

«Der hohe Ministerrat geht von der Ansicht aus, dass zur Gründung und Leitung gerade solcher Institute der Gemeinsinn und die freie Tätigkeit der Staatsbürger vorzugsweise geeignet und berufen seien, und dass die politische Freiheit vielmehr dazu führen soll, diesen Gemeinsinn zu beleben, als die Sorge für alle Interessen der Regierung aufzulasten.»

Will heissen: Die Bürger in einer bürgerlichen Gesellschaft sollen ihre blutig erkämpften Rechte gefälligst auch nützen und nicht die Obrigkeit anrufen.

Das ist die Retourkutsche der in Bedrängnis geratenen Verwaltung nach 1848. Die Monarchie war schwer erschüttert worden. Metternich wurde verjagt, Kaiser Ferdinand I. übergab die Regierung seinem Neffen Franz Josef. ( Das Haus Habsburg vermied die Bezeichnung Abdankung.) Die Monarchie konnte gerettet werden. Eine vorsichtige Liberalisierung hielt Einzug.

Ende des Jahres 1849 ist die Lage für die Gesellschaft der Musikfreunde so ernst, dass sogar über die Auflösung des Vereins diskutiert wird. Doch es setzen sich die Gremien durch, die der Überzeugung sind, dass die Gesellschaft unter allen Umständen weiterleben muss. Man gründet ein Hilfskomitee und beschliesst, dass die «grossen Gesellschaftskonzerte» in Zukunft nicht mehr durch Amateure, sondern durch ausgebildete Künstler auszuführen seien. Man bestellt auch einen artistischen Direktor, Josef Hellmesberger. Dieser hat seine Ausbildung am Konservatorium der Gesellschaft erhalten, ist ein aussergewöhnlicher Geigenvirtuose, wird 1. Konzertmeister an der Hofoper und schliesslich deren Kapellmeister. Unter seiner Leitung werden die Konzerte, bislang eine bunte Mixtur, in die Richtung gebracht, wie wir sie heute kennen.

1854 findet die Traumhochzeit zwischen Franz Josef und Elisabeth statt. Die Musikfreunde überreichen als Geschenk eine Kassette mit Musikhandschriften von zeitgenössischen Komponisten. Das soll nicht ohne Folgen bleiben. Franz Josef wird 1856 selbst Mitglied bei der Gesellschaft und spendet 1000 Gulden aus seiner Privatschatulle. Mitglieder des Erzhauses und andere hochgestellte Persönlichkeiten treten dem Verein bei. Karl Cerny, der grosse Pianist und Klavierpädagoge hinterlässt der Gesellschaft ein Viertel seines beträchtlichen Vermögens. Die Hungerjahre sind vorbei.

1862, zum 50jährigen Jubiläum, ertönt in Anwesenheit des Herrscherpaares Händels Messias. Es gibt allen Grund zu jubeln und euphorisch in die Zukunft zu blicken. Anlässlich des Festbanketts, das von Johann Strauss und seiner Kapelle musikalisch gestaltet wird, verspricht Staatsminister von Schmerling ein Baugrundstück. Ein Jahr später ist es so weit. Zwischen Karlskirche und der im Bau befindlichen Ringstrasse kann auf 1.700 m² das lang ersehnte eigene Konzerthaus errichtet werden.

Der Architekt Theophil Hansen erhält den prestigeträchtigen Auftrag. Er hat Studien in Griechenland absolviert und kennt die Geheimnisse antiker Amphitheater. 1870, also vor 150 Jahren, kann das Gebäude, kurz Musikverein genannt, eingeweiht werden. Die Akustik des Goldenen Saals gilt bis heute als unvergleichlich. Sie ist das Ergebnis einer ausgeklügelten Konstruktion. Der hohle Holzboden und die von oben herabgehängte Decke schwingen mit und tragen wesentlich zur hervorragenden Akustik bei. Die reiche Gliederung des quaderförmigen Saales, mit den Balkonen, der Kassettendecke und dem Spalier der Karyatiden, ermöglicht es, dass die Schallwellen vielfach gestreut werden und dadurch «weich» im Ohr landen.

Finanziert wird der Bau durch einen Kredit, Zuwendungen von Freunden und Mitgliedern und durch 50% der Erträge zweier Staatslotterien! Diese treten also schon damals als Förderer kultureller Einrichtungen auf.

Auch die Statuten werden geändert. Man schafft Anreize für finanzielle Unterstützer, die als Stifter oder Gründer eingestuft werden und Vorrechte geniessen.

Bild von https://pixabay.com/de/users/geischlaeger0

Und wofür wird dieser Meisterbau nun benützt? Für die jährlichen sechs bis sieben ordentlichen und ausserordentlichen Gesellschaftskonzerte, für die in unregelmässiger Folge gegebenen Konzerte des Konservatoriums und für die sogenannten Künstlerabende, die sowohl ein musikalisches wie auch ein gesellschaftliches Ereignis sind. Diese beginnen mit Musikdarbietungen auf höchstem Niveau und enden mit Tanz! Das sind also die Eigenveranstaltungen der Gesellschaft der Musikfreunde in ihrem neuen, grossen Saal.

Doch noch im selben Jahr entschliessen sich die Wiener Philharmoniker, ihre selbst veranstalteten Abonnementkonzerte vom Kärntnertortheater in diesen zu mietenden Saal zu verlegen. Eine Tradition, die bis heute ununterbrochen anhält.

Konzertdirektionen mieten den Saal für bei ihnen unter Vertrag stehende Künstler.

Auch die Strauss-Kapelle entdeckt den Saal für sich und veranstaltet dort regelmässige Konzerte.

Weitere wichtige Mieter sind auch die Ballveranstalter. Die Balltradition wird heute vom Ball der Wiener Philharmoniker und dem Techniker Cercle fortgeführt. Das sind die zwei nobelsten Bälle in Wien neben dem Opernball.

Zu erwähnen wäre noch, dass das Konservatorium für einen privaten Verein zu gross wird. 1909 wird es der öffentlichen Hand übergeben und heisst nun K.K. Akademie für Musik und Darstellende Kunst. ( heute ohne den Zusatz K.K. – Kaiserlich-Königlich ).

Unterm Dach, über dem Künstlerzimmer der Dirigenten, ist Wiens musikalische Schatzkammer untergebracht: das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde mit ihrem unschätzbaren Bestand an Autographen und Nachlässen, wie denen von Erzherzog Rudolph, Johannes Brahms, Ludwig von Köchel und Anthony van Hoboken.

Nikolaus Harnoncourt hat das Archiv als eine seiner Arbeitsstellen betrachtet. Otto Biba, der langjährige Leiter des Archivs erzählt: «Nie vergessen werde ich eine Probe zu Schuberts Vierter Symphonie mit den Wiener Philharmonikern im Grossen Musikvereinssaal, bei der es zu einer Diskussion über eine ganz bestimmte Holzbläserstelle kam. Ein Anruf, ob ich noch hier sei. Und kurz darauf studieren Harnoncourt, der Orchestervorstand, der Konzertmeister und einige Holzbläser genau diese Stelle in Schuberts Partiturautograph.»

Zweimal noch wird eine Sperre aller Wiener Konzertsäle verordnet: 1917, während des 1. Weltkrieges und 1918, als die Grippeepidemie das öffentliche Leben lahmlegte.

Am Ende des 2. Weltkrieges konnte das Haus einige Zeit nicht bespielt werden, da eine Bombe das Dach beschädigte, im Inneren des Hauses aber, wie durch ein Wunder, nicht explodierte.

Am 16. September 1945 wird der renovierte Grosse Saal mit einem Festkonzert wiedereröffnet. Es spielen die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Josef Krips Schuberts «Unvollendete» und die Siebte Symphonie von Anton Bruckner.

Und nun wurde am 9. März 2020 zum dritten Mal in der Geschichte des Vereins auf behördliche Anordnung das Veranstalten öffentlicher Konzerte wegen der Ausbreitung von COVID-19 untersagt. Ab Sonntag, 7. Juni 2020, soll der Betrieb wieder langsam anlaufen, unter strengen Regeln. Wie man dem Programm entnehmen kann, spielen um 11 Uhr die Wiener Philharmoniker vor «Geschlossener Gesellschaft» und am Abend gibt Daniel Barenboim einen Beethoven-Klavierabend vor 100 Besuchern. An den weiteren Tagen sind die Konzerte bereits ausverkauft oder es gibt eine Warteliste.

Wird die Gesellschaft der Musikfreunde die öffentliche Hand um finanzielle Unterstützung wegen der erlittenen finanziellen Einbussen bitten? Wenn ja, wie wird diese entscheiden?

Darüber wird sicher zu gegebener Zeit in der Presse berichtet.

p.s.

214 Namen befinden sich auf der Liste der Ehrenmitglieder der Gesellschaft der Musikfreunde, so ungefähr alle, die Rang und Namen haben und hatten in den letzten, nunmehr 208 Jahren, darunter 8 Frauen! Sie waren überwiegend Mäzeninnen wie etwa die Fürstin Pauline Metternich und die russische Grossfürstin Maria Pavlowna. Die einzige Musikerin in der Liste ist Clara Schumann, an deren Büste man vorbeikommt, wenn man den linken Aufgang zum Grossen Saal im Musikverein benützt.

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